Besuch aus dem Blindeninstitut bei den Klassen 3ab

Am 19.02.2003 besuchte Frau Köhler vom Blindeninstitut Regensburg die Klassen 3ab, um den Schüler/Innen praktisch zu zeigen, was ein Blinder trotz seiner Behinderung alles zu tun vermag. Hier einige Meinungen von Schülern der Klasse 3b:

David, Diana, Julia, Nikola, Amelie und Sophia schreiben stellvertretend für alle Kinder der 3ab:

Ein interessanter Besuch

An einem Mittwoch, nach der Pause, sagte Frau Wills zu uns: "Geht bitte schnell in das Klassenzimmer der 3a, sucht euch dort einen Platz und erlebt jetzt eine völlig andere Heimat- und Sachkundestunde als sonst. Es soll der Abschluss zu unserem Thema 'Das Auge' sein."

Wir sahen eine Frau am Pult sitzen, begleitet von einem jüngeren Mann, dem Manuel, einem Zivildienstleistenden.

Fr. Köhler und Manuel

Zuerst stellte sich Frau Köhler vor und da bemerkten wir erst, dass sie blind war. Sie erzählte auch, dass sie nicht von Geburt an nicht sehen konnte, sondern ihr Augenlicht durch eine Netzhautablösung verlor. Sie warnte uns auch davor, nicht mit Schneebällen oder Steinen ins Gesicht zu zielen, weil sonst das Auge verletzt werde und man vielleicht nicht mehr damit sehen könnte. Jetzt wussten wir auch warum sie einen Begleiter hatte: Er sollte ihr im täglichen Leben helfen. Er führt sie über die Straße und warnt sie vor Hindernissen.

Blindenschreibmaschine Wir erfuhren von Frau Köhler sehr viel Neues.

Sie erzählte uns von den unterschiedlichen Blindenstöcken. Es gibt verschiedene Stockarten, z.B. einen Pendelstock, einen Klappstock und einen normalen Blindenstock. Sie ging mit dem Pendelstock zur Tür und wieder zurück zur Tafel.

Auch eine Blindenschreibmaschine zeigte sie uns.

Spielen können blinde Menschen auch.

Manuel zeigte uns das Blinden-Schach und das Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel für Blinde. Beim Schachspiel sind die schwarzen Felder erhöht, damit der Blinde die schwarzen und weißen Felder unterscheiden kann. Ebenso unterschiedlich sind die Figuren. Frau Köhler rief vier Kinder auf, die ertasten sollten, welchen Unterschied die roten, gelben, blauen und grünen Spielfiguren hätten. Man kann sie nur durch ihre unterschiedlichen Formen auseinander halten, so dass jeder Blinde durch Fühlen seine Figuren erkennen konnte. Oben am Kopf hatten manche ein Kügelchen drauf, oder manche waren abgeflacht oder waren oben spitz. Beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel waren auf dem Spielbrett Löcher, in die man die Spielmännchen reinstecken konnte, damit nichts umfallen kann.

Spiele für Blinde Schachbrett

Wir bekamen auch Brillen, damit wir uns in die Lage eines Menschen mit Netzhauterkrankung oder sogar eines Blinden versetzen konnten. Bei manchen sahen wir nur einen "Schimmer", d.h. wie wenn man in dichtem Nebel geht; bei anderen sah man nur, ob es dunkel oder hell war. Frau Köhler setzte ihren sehr guten Hörsinn ein. Sie wusste immer genau wo sie hinschauen musste, wenn ihr Blindenführer jemand aufrief.

Aylin, Lisa und David wurden nach vorne gerufen. Lisa musste ihren Tastsinn einsetzen. Mit verbundenen Augen sollte sie eine Figur abtasten und uns sagen, was es war. David durfte den Geruchssinn einsetzen. Mit verbundenen Augen roch er an einem Pfefferminzpulver. Die schwierigste Aufgabe hatte Aylin. Sie musste blind Wasser in ein Glas einschenken. Dabei half ihr ein Piepser am Glasrand, der lospiepste, wenn es am Überlaufen war. Sie musste also ganz stark ihren Hörsinn einsetzen und wir waren auch mucksmäuschenstill. Sie schaffte es!

Wasserglaspiepser sprechende Uhr

Wir durften auch elektronische Hilfsmittel ausprobieren, z. B. einen sprechenden Kompass und eine sprechende Uhr. Wenn man fragt: Wie spät ist es, dann antwortet die Uhr und nennt genau die Uhrzeit. Auch das neue Eurogeld können Blinde prima unterscheiden, weil sie verschiedene Ränder haben. Die Papierscheine können sie mit einem speziellen Apparat erkennen. Sie stecken den Schein rein und erkennen dann an dem übrigen Stück, was es für ein Schein sein muss.

Interessant war auch, als Frau Köhler erzählte wie sie erkennt, was auf dem Teller zu essen ist. Ihr Mann legt das Essen nach einer Einteilung auf den Teller. Im ersten Viertel liegen z.B. die Kartoffeln, im zweiten Viertel der Salat, im dritten Viertel das Fleisch und im letzten eine andere Zutat. So kann sich Frau Köhler alles so einteilen, wie es ihr schmeckt und muss nicht erst die Kartoffeln, dann den Salat und am Schluss das Fleisch essen. Das würde mir auch nicht schmecken!

Beide Klassen bedankten sich mit einem Geschenk bei Frau Köhler. Von ihr bekamen wir das Blindenalphabet. Unsere Hausaufgabe war gleich unseren Namen in Blindenschrift in unser HSU - Heft zu schreiben. Das ist wirklich nicht leicht!

Schade, dass wir nicht immer solch aufregende und interessante Unterrichtsstunden haben.

Danke Frau Köhler!

Stand: 02.01.2011 22:00
HHGS
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