Hans-Herrmann-Schüler auf den Spuren der Geschichte

Spannender Ausflug in die Dombauhütte / "Da darf nicht jeder rein"

von Hans Scherrer, MZ

Beim Hüttenmeister
Hüttenmeister Helmut Stuhlfelder (rechts) führt vor, wie ein Stein mit Spezialwerkzeug bearbeitet wird. (Foto: Scherrer)

Reinhausen. Es ist unter anderem der sauere Regen, der für die Zerstörung der Bausubstanz am Dom ursächlich ist, weiß Nicole. Zusammen mit ihrer Schulklasse hat die neunjährige die Dombauhütte besucht, als Ergänzung Unterricht. Nicole besucht die 3b der Hans-Herrmann-Grundschule und hier lernen Kinder im Rahmen von "Kind- und Heimatgeschichte" sowie in der Umwelterziehung über die Bedeutung des Domes als Bauwerk. "Das steht so im Lehrplan", sagt Doreth Rothmüller, die Klassleiterin, die auch eine Ausstellung zu diesem Thema an der Schule initiiert hat.

Der Besuch der Dombauhütte hingegen ist ein Zuckerl für sich. Denn normalerweise steht diese Werkstatt Besuchern nicht offen und Hüttenmeister Helmut Stuhlfelder, der den Kindern Rede und Antwort steht, legt großen Wert darauf, "dass das auch so bleibt. Sonst wäre das eine zu große Störung des Arbeitsbetriebes."

"Sind das Bären und Hunde?" will ein Mädchen wissen und deutet auf die Skulpturen, die derzeit an der Wand hängen, schon sehr zerfressen sind und nun wieder restauriert werden sollen. "Das sind Mischwesen", antwortet Stuhlfelder und erläutert die weitere Vorgehensweise. Hier wird zunächst ein Abguss des Originals angefertigt und dann die nicht mehr erkennbaren Teile anmodelliert.

Die Kinder sind erstaunlich gut vorbereitet. Schon in der Schule haben sie sich mit dieser Thematik befasst und gemeinsam ein Modell der Regensburger Domes gefertigt anhand von simpel erscheinenden Kuben. Die Gründe und Ursachen des Verfalls der Bausubstanz sind ihnen durchaus geläufig. "Art und Ausmaße der Umweltbelastung nehmen wir im Unterricht durch", sagt Doreth Rothmüller.

Werkzeuge wie im Mittelalter

Der Einblick in die Arbeit eines Handwerkbetriebes steht ebenfalls auf dem Lehrplan. Und da Rothmüller zwei Zulassungsarbeiten in der Dombauhütte verfasst hat, ist es naheliegend, den Kindern die Arbeit eines Steinmetzbetriebes zu zeigen. Hier erfahren die Kinder zu ihrem Erstaunen, dass die Steinmetze der Dombauhütte mit den gleichen Techniken und Werkzeugen arbeiten wie ihre Vorgänger im Mittelalter arbeiten, d.h., dass keine Maschinen zum Einsatz kommen, die die Arbeit erleichtern. Und da man diese Werkzeuge nicht im Baumarkt kaufen kann, "fertigen wir sie selber an", sagt Stuhlfelder zum Erstaunen der Kinder. Dann zeigt Stuhlfelder, wie mit einem solch Spezialwerkzeugen ein Stein bearbeitet wird.

"Wie lange braucht man denn, bis so ein Stein 'fertig ist?" wollen die Kinder wissen. "Das", so lernen sie, "kann je nach Werkstückeinen Tag oder ein halbes Jahr dauern." Beispielsweise die Skulptur des Propheten Jeremias, die hier - zirka 2,50 Meter groß - in einer Ecke steht und nach ihrer Fertigstellung in zirka 40 Meter Höhe auf der Westseite des Domes ihren angestammt en Platz einnehmen soll: "Da ist ein Mann gut ein halbes Jahr beschäftig", erklärt der Hüttenmeister. Und dass jeder einzelne Stein seine eigene Nummer hat, damit man hinterher wieder weiß, wohin er gehört, auch das beeindruckt die Kinder.

Ob auch Mädchen Steinmetz werden können, fragt eine Schülerin unter dem mitleidigen Gelächter der Buben. Grundsätzlich sei dies möglich, erklärt Stuhlfelder, doch sei dies ein eher harter Beruf, der viel körperliche Kraft erfordere, denn bekanntlich werden, hier ja keine Maschinen verwendet. Allerdings hätten schon zwei Steinmetzinnen hier gearbeitet. Das wiederum nehmen die Buben dann etwas kleinlaut zur Kenntnis.

Umfrage

Ist Heimatkunde ein interessantes Fach?

hs. Nach ihrem Besuch in der Dombauhütte befragte die MZ die Kinder nach ihren Eindrücken:

"Das war ganz toll", sagt Duc-Anh. "Am besten hat mir die Kreuzblume gefallen, weil wir eine im Unterricht behandelt haben." Steinmetz indes möchte er nicht werden, "weil das doch sehr gefährlich ist, so hoch da oben."

Duc-Anh
Duc-Anh (8)
Matthias

"Sehr interessant ist das, zu erfahren, wie einmal die Leute früher, gearbeitet haben", findet Matthias. "Und interessant war es auch, wie uns der Mann gezeigt hat, wie die Steine bearbeitet werden, mit diesen speziellen Werkzeugen."

Matthias (8)

"In der Schule haben wir gelernt, dass der saure regen schuld daran ist, das die ganzen Steine und Figuren am Dom kaputt gehen. Schuld daran sind der Hausbrand und die Autoabgase", erzählt Nicole, "aber jetzt haben wir aus der Nähe gesehen, wie schlimm das alles aussieht."

Nicole
Nicole (9)
Matthias

"Ich will später auch einmal Steinmetzin werden", verrät Svenja ganz begeistert, "weil das ein toller beruf ist und meine Mama dann auch ganz bestimmt stolz auf mich sein wird." Auch wenn der Job harte Arbeit ist: "Ich traue mir das zu."

Svenja (9)

"Das war sehr interessant hier", fasst Diana ihre Eindrücke nach dem besuch der Dombauhütte zusammen. "Vor allem wissen wir jetzt noch viel mehr über Regensburg und wie die Leute das früher gemacht haben."

Diana
Diana (9)

Fotos:hs

Quelle: MZ, 26.03.2002
Stand: 01.01.2011 22:00
HHGS
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