Im Auto arbeiten - der OB macht's gern

INTERVIEW Die Junior-Redaktion der MZ organisierte eine Kinder-Pressekonferenz mit OB Hans Schaidinger. Schüler der Hans-Herrmann-Grundschule waren die Reporter. Sie löcherten den Politiker. Er antwortete so, dass Kinder es verstehen konnten.

THEMEN Wann beginnt der Arbeitstag eines Oberbürgermeisters? Was macht er in seiner Freizeit? Unsere Nachwuchs-Journalisten fragten frech nach und rangen dem OB sogar das Versprechen ab, für ihren Pausenhof zu spenden.

Reporter
Aufmerksam zuhören und eifrig mitnotieren. Die Reporter der Hans-Herrmann-Grundschule in Regensburg waren auf die Kinder-Pressekonferenz gut vorbereitet. (Fotos: Karbe, Ferstl)

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind?

Schaidinger: Ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber eines weiß ich ganz genau: Lokführer wollte ich nie werden.

Welches Gefühl ist es, als Oberbürgermeister so viel Verantwortung für eine Stadt und deren Bürger zu haben?

Schaidinger: Manchmal ist diese Aufgabe schwer und manchmal leicht. Schön ist die Arbeit vor allem dann, wenn die Entscheidungen positive Auswirkungen für die Bürger haben. Schwer wird es dann, wenn zum Beispiel die einen eine Straße haben wollen und die anderen aber nicht. Da braucht ein Oberbürgermeister den Mut, die richtigen Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie nicht allen gefallen.

Haben Sie einen Chauffeur?

Schaidinger: Ja. Und darüber bin ich sehr froh. Denn ich nutze die Zeit während der Autofahrten, um im Auto zu arbeiten. Das sind oft die einzigen Stunden am Tag, in denen ich ungestört arbeiten kann.

Ist es anstrengend, dauernd zu diskutieren und zu entscheiden?

Schaidinger: Das ist gar nicht so anstrengend, wie man glaubt. Manchmal gibt es aber sehr heftige Auseinandersetzungen, über ein Thema, etwa den Bau einer Straße, die nicht immer fair sind. Das ist dann nicht so angenehm.

Wo haben Sie vor Ihrer Zeit als Oberbürgermeister gearbeitet?

Schaidinger: Ich habe früher bei einer Stadtverwaltung gearbeitet und mich dort vor allem um den Bereich Wirtschaft, also um alles, was mit Firmen und Arbeitsplätzen zu tun hat, gekümmert. Außerdem war ich mal bei einem Unternehmen angestellt.

Wollten Sie schon immer Oberbürgermeister werden?

Schaidinger: Nein, das kam erst sehr spät, da war ich schon 45 Jahre alt. Mich haben damals viele Menschen gebeten, dass ich mich um das Amt des Oberbürgermeisters bewerben soll. Das habe ich dann auch gemacht. Und bis heute habe ich große Freude daran.

Antworten
Hans Schaidinger stand mit seiner Pressesprecherin Elisabeth Knott und Schulamtsleiter Rudolf Hottner Rede und Antwort.

Wie sieht Ihr Arbeitstag aus? Müssen Sie den ganzen Tag arbeiten?

Schaidinger: Ich stehe um 6 Uhr auf, lese Zeitung, zuerst die MZ. Dann gehe ich ins Bad, ehe ich frühstücke. Um 8 Uhr bin ich im Büro und habe dann zuerst Besprechungen mit meinen Mitarbeitern. Ab 9 Uhr bin ich auf Terminen unterwegs, das geht oft bis abends. Manchmal komme ich erst um 24 Uhr heim.

Bekommen Sie viele Anrufe von Leuten?

Schaidinger: Ja, daher kann ich sie gar nicht alle entgegen nehmen. Dazu fehlt mir einfach die Zeit. Aber meine Mitarbeiter machen das und sie berichten mir über die Anliegen oder Anregungen der Leute.

Haben Sie sich gefreut, als Sie noch einmal Oberbürgermeister geworden sind?

Schaidinger: Natürlich. Wenn man etwas will und das schafft, freut es einen doch!

Macht es Ihnen Spaß, Oberbürgermeister zu sein?

Schaidinger: Ja, ich mache das sehr gerne.

Wären Sie traurig, wenn Sie die Stichwahl verloren hätten? Was würden Sie tun?

Schaidinger: Freilich wäre ich traurig. Aber ich bin ein optimistischer Mensch und habe mit einem Sieg gerechnet. Wenn ich verloren hätte, hätte ich vielleicht einen anderen Job gemacht. Aber so genau weiß ich das nicht.

Was ist eigentlich Ihre Lieblingsspeise?

Schaidinger: Ich habe keine bestimmte: Einen guten Schweinebraten mag ich genauso gern wie Austern.

Wie feiern Sie am liebsten Weihnachten?

Schaidinger: Mit meiner Familie und in Ruhe. Wir essen zusammen und gehen in die Christmette. Weihnachten ist für uns ein wunderschönes Familienfest.

Fragen
Jeder Schüler durfte mindestens eine Frage stellen. Hans Schaidinger hatte sich für die Kinder eine Stunde Zeit genommen.

Spielen Sie ein Instrument?

Schaidinger: Als Kind habe ich drei Jahre Akkordeon gespielt. Mit elf Jahren habe ich mich geärgert, weil ich immer üben musste. Heute bin ich traurig, dass ich aufgehört habe. Wenn ich in Pension gehe, möchte ich Klarinette lernen. Das habe ich mir fest vorgenommen.

Welche Musik hören Sie gerne?

Schaidinger: Ich bin Opern-Fan und ich mag Symphoniekonzerte. Was ich nicht so mag, ist Heavy Metal. Dafür bin ich wahrscheinlich schon zu alt. Ich mag auch Volksmusik - genauer gesagt echte Oberpfälzer Volksmusik.

Welche Fernsehsendungen schauen Sie gerne?

Schaidinger: Ich schaue seit Jahren gar nicht mehr fern, nur ab und zu ein Fußballspiel. Früher hab' ich Formel-1-Rennen geguckt. Das Fernsehen vermisse ich nicht.

Was machen Sie sonst am liebsten in Ihrer Freizeit?

Schaidinger: Ski fahren, auf Berge klettern, Schwimmen und Wasserski. Und natürlich Lesen. Ich kann euch nur empfehlen: Lest, wann immer ihr Zeit dazu habt.

Haben sie ein Haustier?

Schaidinger: Wir haben einen Katze zuhause. Ich denke, die hat es bei uns am besten, weil sie sich den ganzen Tag nur verwöhnen lassen muss.

Können Sie Fußball spielen?

Schaidinger: Nein. Aber mein Sohn kann das sehr gut. Und ein Fußballer pro Familie reicht ja.

Noch eine Frage zur Umwelt: Sollten möglichst alle Leute mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad fahren?

Schaidinger: Natürlich wäre das schön. Wir müssen ja aus Umweltschutzgründen darauf achten, dass wir weniger Auspuffgase in die Luft blasen. Daher machen wir Angebote, die das Busfahren attraktiv machen und damit das Radfahren Spaß macht. Aber zwingen wollen und können wir niemanden. Wir können ja eure Eltern auch nicht zwingen, dass sie Bus fahren. Da würden sie sich schön beschweren. Die Menschen sollen das freiwillig entscheiden können. (jp/mak)

OB verspricht: "Ich spende für den neuen Pausenhof"

BAUARBEITEN In der Hans-Herrmann-Grundschule wünscht man sich die Umgestaltung des Pausenhofs. Entwürfe haben die Schüler schon einmal gezeichnet. Wie reagiert der Oberbürgermeister?

Entwürfe
Miriam Grasse, Klassenlehrerin der 4a, überreichte Hans Schaidinger mehrere Pausenhof-Entwürfe, die Schüler der Hans-Herrmann-Grundschule gemalt hatte. Der Oberbürgermeister versprach, die von seinen Mitarbeitern prüfen zu lassen.

REGENSBURG. Die Nachwuchs-Reporter haben Oberbürgermeister Hans Schaidinger ganz schön in die Zange genommen. Immer wieder fragten sie, wann sie denn endlich einen neuen Pausenhof bekommen könnten. Beispiel: Welche Maßnahmen sind grundsätzlich möglich bzw. unmöglich? Schaidinger sagte dazu: Unmöglich ist alles, was wir nicht bezahlen können. Das ist wie in einer Familie. Papa kann sich auch erst ein neues Auto kaufen, wenn dafür das nötige Geld da ist."

Der Oberbürgermeister erklärte den Schülern, dass die Stadt Regensburg für Pausenhöfe von Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien zuständig sei. "Ich muss mich um die Höfe von fast 40 Schulen kümmern. Da muss es gerecht zugehen. Das bedeutet: Dort, wo die Probleme am größten sind, wird die Stadt zuerst etwas tun."

Die Reporter der Hans-Herrmann-Schule hätten wohl am liebsten das Versprechen gehört, dass ihr Pausenhof schon in wenigen Wochen umgebaut wird. Doch diese Zusage wollte der Oberbürgermeister nicht geben. "Bei den Schulhöfen können wir nicht alle paar Jahre eine Umgestaltung machen. Wenn ein Pausenhof wegen einer Schulsanierung sowieso hergerichtet werden muss, ist das eine andere Sache. Dann kann man auch den Pausenhof umbauen."

Hans Schaidinger befürwortet eine Umgestaltung von Pausenhöfen grundsätzlich in zwei Fällen. "Erstens, wenn er langweilig ist und nur aus einer geteerten Fläche besteht." Dann müsse er zu einem interessanten Raum mit den entsprechenden Spielgeräten umgebaut werden. Und: "Dort, wo der Pausenhof, für die Nachmittagsbetreuung dient, muss er entsprechend gestaltet sein. Man muss schließlich auch mal raus gehen können aus dem Schulgebäude. Denn meistens ist kein öffentlicher Spielplatz in der Nähe."

Rudolf Hottner, der Leiter des Schulamts der Stadt, sagte den Schülern, dass es vor allem von den Wünschen der Schule abhänge, wie teuer eine Pausenhof-Umgestaltung wird. "Wenn wir eure Wünsche haben, schauen wir mal, was das kostet. Und dann wissen wir bald, ob wir uns das leisten können."

Doch ein Reporter wollte sich mit dieser Antwort nicht zufriedengeben. Geld hin, Geld her. Er fragte den Oberbürgermeister: "Wenn das alles so teuer ist, dann könnten Sie doch Geld für unseren Pausenhof spenden." Da konnte Hans Schaidinger nicht mehr aus, schließlich richteten sich die Blicke von 30 Kindern auf ihn. "Gut. Ich verspreche, dass ich etwas spenden werde, wenn euer Pausenhof umgebaut wird.

Und dann passierte etwas, was bei einer Pressekonferenz nie der Fall ist: Dem OB wurde applaudiert. Ihn wird es gefreut haben. Und die Kinder auch. (jp/mak)

Eine Frage des Geldes

MITTAGSBETREUUNG Der Oberbürgermeister verspricht: Kein Kind bis 14 Jahre ist am Nachmittag auf sich allein gestellt."

REGENSBURG. "Denkt dran! Alles kostet Geld. Und wir wollen, dass alle Schulen gleichberechtigt behandelt werden." Mit mahnenden Worten redete Oberbürgermeister Hans Schaidinger bei der Kinder-Pressekonferenz auf die Nachwuchs-Reporter ein, als die Rede auf die Mittagsbetreuung an Grundschulen kam. Der Stadt Regensburg liegt nämlich ein Antrag der Hans-Herrmann-Grundschule vor, das Angebot auszubauen.

Der Oberbürgermeister versprach, dass seine Mitarbeiter den Antrag prüfen und dann entscheiden werden. Die Mittagsbetreuung sei ein Angebot der Schule. "Das bedeutet, dass die Schule selbst dafür zuständig ist, in welcher Form die Mittagsbetreuung gestaltet wird." Die Mittagsbetreuung sei nicht ganz so teuer wie ein Hort. Der werde aus Elternbeiträgen bezahlt. "Und bei Kindern, deren Eltern dieses Geld nicht haben, zahlt die Stadt." Mit Stolz sagte der Oberbürgermeister auf Nachfrage der Kinderreporter, dass Regensburg die erste Stadt in Bayern gewesen sei, die 1992 an Schulen die Mittagsbetreuung auf freiwilliger Basis eingeführt habe.

Wie groß die Gruppen in der Mittagsbetreuung seien, hänge vom Geld ab, das die Stadt dafür hat, sagte der Oberbürgermeister den Nachwuchs-Journalisten. "Je kleiner die Gruppen sind, desto mehr Betreuer werden benötigt. Und das kostet dann natürlich auch mehr Geld."

Gab es in Ihrer Kindheit auch Mittagsbetreuung?, wollte eine Schülerin von Hans Schaidinger wissen. Nein, antwortete er. Seine Mutter sei nicht berufstätig gewesen. "Als ich heimkam, hatte sie schon Essen gekocht. Für mich waren meine Eltern immer da." Heute sei das anders, denn in vielen Familien müssten beide Elternteile arbeiten. "Wir wollen als Stadt, dass kein Kind bis 14 Jahre am Nachmittag auf sich allein gestellt ist. Deswegen unterstützen wir auch die Mittagsbetreuung mit viel Geld." (jp/mak)

Cindy
"Ich fand gut, dass
Herr Schaidinger so
viel erzählt hat - und
nicht so verschlossen
gegenüber uns Kindern
war, wie das viele
Erwachsene sind."
CINDY, 9
Virginia
"Ich fand den Ober-
bürgermeister sehr
nett. Ich finde gut,
dass er alle Schulen
bei der Gestaltung
der Pausenhöfe
gleichberechtigt."
VIRGINIA, 10
Valentin
"Ich fand Herrn
Schaidinger nett. Er
hat schön erklärt, wie
er das Geld für den
Pausenhof beschaffen
muss. So konnten wir
es auch verstehen."
VALENTIN, 10
Manuel
"Er hat unsere Fragen
beantwortet und sehr
viel erzählt, zum
Beispiel über die
Mittagsbetreuung.
Mich hat interessiert,
ob er Fußball spielt."
MANUEL, 10
Diana
"Es war nett, dass Herr
Schaidinger alle Fragen
beantwortet hat. Das
finde ich gut. Am interes-
santesten fand ich die
Antworten zum Pausenhof."
DIANA, 10
Melissa
"Wir haben die Umgestal-
tung des Pausenhofs be-
sprochen, das fand ich
gut. Die Pressekonferenz
war schön: So etwas habe
ich noch nie gemacht."
MELISSA, 10
Sebastian
"Herr Schaidinger hat uns
viel erzählt. Und er hat
es so erklärt, dass es
auch Kinder gut kapieren
konnten. Die Themen fand
ich alle interessant."
SEBASTIAN, 10
Adelisa
"Herr Schaidinger war
nett. Ich fand gut, dass
er viel über sich erzählt
hat. Er behandelt alle
Schulen beim Thema
Pausenhof gleich."
ADELISA, 10
Quelle: MZ, 18.06.2008
Stand: 01.01.2011 22:00
HHGS
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