Samstag 8. März

Am nächsten Tag konnten wir völlig ungewohnt ausschlafen. Alle Kinder genossen es einmal später aufzustehen und nicht im Eiltempo in die Schule laufen zu müssen. Jedoch lernten an diesem Vormittag fast alle Schüler und Schülerinnen wie man sein Zimmer verlassen sollte und durfte. Danach ging es in aller Seelenruhe gemeinsam in den Frühstücksraum im Hotel Griff Junior und wir verspeisten dort riesengroße Semmeln, die man mit Marmelade, Käse oder Honig belegen konnte.

Danach fuhr Rudi, unser wirklich reizender Busfahrer, zum großen Parkplatz gegenüber unserer Partnerschule. Dort erwarteten uns schon zwei Lehrerinnen der Schule (Marianna und Vicky) mit drei Elternteilen sowie ungarischen Kindern, die wir vom Vorjahr her kannten. Sie führten uns zum Fővámrtéri Markt, einer riesigen Markthalle, die 1894 gebaut wurde und für jeden Besucher ein echtes Erlebnis darstellt. Wir betraten die Halle und wussten gar nicht in welche Richtung wir gehen sollten. Überall, im Erdgeschoss sahen wir wunderschön angebotenes Gemüse, Obst, herrliche ungarische Salamiwürste, Fleisch in allen Variationen und - wie mir Valentin zeigte- auch eine Riesenanzahl von Hühnerfüßen und Hühnerköpfen. Da wir der Sprache nicht mächtig waren, konnten wir auch nicht ergründen, was die Ungarn damit wohl machten.

Im oberen Stockwerk bewunderten wir ungarische Trachten, österliches Spielzeug und volkstümliche Handarbeiten. Jede unserer drei Gruppen konnte gegen 11.30 am Eingangstreffpunkt etwas anderes berichten oder vorzeigen.

Markthalle Markthalle Markthalle
Stand Kleider Essen

Am Bus verzehrten wir die liebevoll von den ungarischen Eltern zubereiteten Wurst- und Käsebrote, um nach einem kräftigen Schluck eines Sirupgetränkes weiter fahren zu können. Wir wollten die berühmte Burganlage mit der Fischerbastei, der Matthiaskirche besichtigen.

Die Kinder konnten auf den Ausstellungsterrassen der Bastei vor allem die Donau mit ihren sieben Brücken betrachten und feststellen, dass sie im Vergleich mit Regensburg wohl doppelt so breit war. Die Matthiaskirche betrachteten wir nur von außen, denn sie wurde gerade saniert.

Einige der Eltern unserer ungarischen Schüler, die wir schon in Regensburg kennen gelernt hatten, erstanden sogar einen Originaldachziegel der Krönungskirche, in der viele ungarische Könige gekrönt worden waren. Besonders beeindruckt waren die deutschen und ungarischen Schüler aber auch davon, dass Frau Wills Junior und Senior beide sich dort einen sehr großen Adler sowie einen Bussard auf den Arm setzen und sich damit fotografieren ließen.

Eingang

Danach ging es ohne lange Pause zum Budavár Labyrinth, unterhalb der Matthiaskirche, auf der Rückseite des Burgberges.

Schon nachdem wir einige Stufen hinuntergingen, befanden wir uns in einer anderen Welt: Sphärische Musik, gedämpftes Licht und ein Gewölbe mit Tischen und Stühlen ließen uns neugierig werden auf das, was uns erwartete in diesen unterirdischen Höhlen, die zu den verschiedenen Erdachsen führten.

Begleitet durch ein dumpfes, unheimliches Pochen, das den Puls der Welt darstellen sollte, folgten wir diesem unheimlichen Geräusch und begannen unsere Erdreise im ersten Teil "der urzeitlichen Labyrinthwelt".

Höhlenmalerei

Wir konnten hier Nachbildungen der ältesten Steinzeichnungen von Stieren, Pferde, Mammuts, Hirsche und sonstiges Getier europäischer Höhlenmalereien aus aller Welt und über 40 Millionen alten Fossilien bewundern.

Ein treuer, etwas unheimlicher Begleiter war eine rote Steinfigur, der "Selenführer", der oft an versteckten Plätzen, irgendwo im Labyrinth, auftauchte und die ganze Ausstellung noch unheimlicher erscheinen ließ.

Durch den Schamanen-Durchgang erreichen wir dann den zweiten Teil der Ausstellung "das Geschichtliche Labyrinth". Durch einem Tunnel, um zwei Ecken kommend, sahen wir als Andenken an die Hunnen zwei große Hügel und kamen dann in einen riesigen Saal mit sehr niedrigen Torbögen und verschiedenen Gewölbeeingängen. Hierzu luden steinerne Sitzbänke zum Betrachten und Verarbeiten der vielen Eindrücke ein. Auffallend war, dass das anfangs aufgeregte Geschnatter unserer Kinder immer leiser wurde und so mancher sich sehr eng den Lehrern anschloss, um eventuellen Schutz vor einem plötzlich auftauchenden ungebetenen Gast zu finden.

Karte

Weniger unheimlich war dann der wunderschöne, mit Efeuranken geschmückte, vierarmige Brunnen, aus dem rote, eigenartig riechende Flüssigkeit sprudelte. Einige der Schüler glaubten erst nach meinem vorsichtigen Probieren, dass es sich tatsächlich um echten, nicht besonders wohl schmeckenden Rotwein handelte. Kurz danach sah ich jedoch, wie ein Lausbub, der nicht zu unserer Gruppe gehörte, schnell seine Trinkflasche damit füllen wollte, aber mein drohender Zeigefinger hielt ihn dann doch davon ab.

Bald kamen wir zum dritten Teil der Labyrinthausstellung "der anderen Welt". Hier waren riesengroße Steinabdrücke einer riesengroßen Coca-Colaflasche, Berge von Müll und Handys zu erkennen, die wohl zeigen sollten, was von unserer augenblicklichen Konsumgesellschaft in Millionen Jahren noch übrig sein könnte.

Ganz am Ende der Führung konnten wir als Ausgang den normalen Ausgang oder den Ausgang für Mutige wählen. Da wir alle uns zu den Letzteren zählten, war klar durch welchen Ausgang wir das Labyrinth verließen. Jedoch waren wir uns alle danach einig, dass der lange Weg, kreuz und quer, im Stockfinsteren, nur geführt durch ein Seil, an dem man sich entlang tastete, schon sehr viel Mut und Willen endlich wieder ans Licht zu gelangen, erforderte. Einhelliges Urteil der deutschen Kinder: Die Besichtigung dieser unterirdischen Höhlen war eine tolle Sache!

Begeistert nahmen wir Abschied von unseren freundlichen ungarischen Eltern, denen wir nochmals herzlich danken für ihre Geduld und Zeit, die sie uns an diesem Samstag schenkten.

Zu Hause im Hotel bekamen wir noch ein leckeres, warmes Abendessen, bestehend aus einer typischen ungarischen Suppe, einem schnitzelähnlichen Stück Fleisch mit Karotten und Erbsen und dann war Freizeit in den Zimmern. An diesem Tag gingen alle schon sehr früh zu Bett! Man hatte ja auch viel gesehen!

An diesem Abend kamen alle trotzdem nicht so schnell zur Ruhe, denn was würde uns denn am nächsten Tag in der für alle in der Pálvölgyi Höhle erwarten?

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Stand: 02.01.2011 22:00
HHGS
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